Frauen nutzen Chancen in KMU

    Frauen nehmen immer mehr am Erwerbsleben teil und übernehmen vermehrt verantwortungsvolle Positionen, sei es im Kader einer Firma oder als selbstständige Unternehmerinnen. KMU integrieren Frauen ganz natürlich und erfolgreich, dafür benötigen sie keine Quoten. Zu diesem Schluss kommt die aktualisierte Studie der KMU Frauen Schweiz und des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv.

    (Bild: CR) Die aktualisierte Studie belegt, Frauen sind nicht nur in der Anzahl in den KMU auf Vormarsch, sondern auch auf der Karriereleiter: Christine Davatz, sgv-Vizedirektorin und Präsidentin KMU Frauen Schweiz; Daniela Schneeberger, sgv-Vizepräsidentin und Nationalrätin (FDP/BL), Hans-Ulrich Bigler sgv-Direktor und Nationalrat (FDP/ZH) sowie André Berdoz, sgv-Vizepräsident und Unternehmer( v.l.) vor den Medien in Bern.

    Frauen sind unverzichtbar stark in den KMU vertreten und nehmen vermehrt Schlüsselpositionen ein. Dies ist die Hauptaussage der aktualisierten KMU Frauenstudie aus dem Jahre 2014. Sie wurde von der Universität St. Gallen im Auftrag der KMU Frauen Schweiz und dem Schweizerischen Gewerbeverband sgv durchgeführt. Über 99 Prozent aller Betriebe in der Schweiz sind KMU mit weniger als 250 Mitarbeitenden. «In den meisten Familienbetrieben arbeiten Ehefrauen oder Partnerinnen mit. Sie haben oft die Fäden in der Hand und ohne ihre Mitarbeit könnten zahlreiche KMU gar nicht existieren», sagt André Berdoz, sgv-Vizepräsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv und waadtländer Unternehmer.

    Die Anzahl der erwerbstätigen Frauen ist in den letzten fünf Jahren um sieben Prozent gestiegen. Dazu Hans-Ulrich Bigler, Direktor Schweizerischen Gewerbeverband sgv und Nationalrat (FDP/ZH): «Augenfällig ist die Zunahme der Frauen im obersten Kader, also in der Geschäftsleitung. Hier erhöhte sich der Frauenanteil innerhalb von fünf Jahr von 26 Prozent auf 31 Prozent. Im Vergleich dazu hat sich der entsprechende Wert bei den Männern um sieben Prozent reduziert.» Ganz konkret bestätigt sich dies auch im Schweizerischen Gewerbeverband sgv: Seit letztem Jahr beträgt durch den Zugang der beiden Chefinnen in der Kommunikation und den Finanzen, der Frauenanteil in der Geschäftsleitung 50 Prozent.

    Bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Vorgesetztenfunktion ohne Verantwortung in der Geschäftsleitung hat sich die Anzahl der Frauen um 12 Prozent und die der Männer um vier Prozent erhöht.

    (Bild: pixabay)

    Die Anzahl der angestellten Frauen im obersten Kader nahm um satte 54,7 Prozent zu. Bei Grossunternehmen mit 250 und mehr Mitarbeitenden ist indessen die Anzahl angestellter Frauen in der Geschäftsleitung sogar leicht rückläufig. Öffentliche Diskussionen drehen sich meistens um die Situation der Frauen in den Grossfirmen. «Dabei wird die Realität der Frauen in über 99 Prozent aller Schweizer Unternehmen verkannt», stellt Bigler fest. Die meisten der knapp 73‘000 selbstständigen Frauen leiten ein Kleinunternehmen mit einem bis neun Mitarbeitenden und immerhin noch 8‘733 Frauen ein Unternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitenden. «Die kleine Form eines Unternehmens wird den Frauen generell sehr gerecht. Das zeigt der vergleichsweise grosse Anteil an Frauen in Kleinunternehmen von fast 50 Prozent», stellt Bigler fest. Frauen nutzen die selbstständige Tätigkeit häufig, das heisst zu 67 Prozent, als Teilzeit-Beschäftigung und können sie so Familie und Beruf vereinbaren.

    Dynamik in KMU nicht mit Quoten ausbremsen
    Fakten sind: Jede vierte Frau ist in einer Führungsposition. Fast jede zweite Einzelfirma wird von einer Frau geführt. Auch in KMU-Verwaltungsräten sind Frauen mit 14 Prozent im Vergleich zu Grossunternehmen überdurchschnittlich vertreten. Wie die Studie zeigt, nimmt der Anteil der Frauen in den Geschäftsleitungen gerade in den KMU rasant zu. Gemäss Daniela Schneeberger, sgv-Vizepräsidentin und Nationalrätin (FDP/BL) darf diese Dynamik in keinem Fall durch unnötige Frauenquoten gebremst werden: «Damit würden wir die positive, natürliche Entwicklung abwürgen. KMU profitieren von ihrer Flexibilität, der Fähigkeit, sich den Begebenheiten auf dem Absatz- aber auch auf dem Arbeitsmarkt anzupassen. Ja, sie sind sogar oft Vorreiter in einem flexiblen Umfeld, das auch Formen wie Teilzeitarbeit in der Geschäftsleitung ermöglicht.» Frauenförderung heisse für sie, in erster Linie gute Rahmenbedingungen für die Frauen zu erreichen, um Flexibilität zu erhalten. «Es geht darum, effizient arbeiten zu können. Als selbstständige Unternehmerinnen, treibende Kraft in einem Familienunternehmen oder als Teilzeit angestellte Kaderfrau sind gerade Frauen, die daneben häufig noch Aufgaben in der Familie übernehmen, auf geringe administrative Belastung angewiesen», betont Schneeberger, die selbst ein Treuhandbüro führt.

    www.sgv-usam.ch

    Corinne Remund


    Frauenpower in KMU – ohne Streik

    KMU FRAUEN SCHWEIZ – Unter dem Motto «anerkennen-integrieren-vernetzen» setzt sich das Netzwerk der KMU Frauen Schweiz mit der Unterstützung des sgv dafür ein, dass die Leistungen der Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft vermehrt bekannt gemacht werden.

    Initiantin und Gründerin der KMU Frauen Schweiz ist Christine Davatz, Vizedirektorin und Bildungsverantwortliche beim Schweizerischen Gewerbeverband sgv. 1994 gründete die Präsidentin der KMU Frauen Schweiz in Zusammenarbeit mit dem sgv unter dem Motto «anerkennen-integrieren-vernetzen» ein Netzwerk für mitarbeitende Partnerinnen und selbstständige Unternehmerinnen in KMU. Der grösste Dachverband der Schweizer Wirtschaft hat also bereits vor 25 Jahren die Wichtigkeit der Unterstützung der Frauen in der Arbeitswelt und der Gesellschaft erkannt und in den Verband integriert. Die KMU Frauen sind mit einem eigenen Sitz in der Schweizerischen Gewerbekammer, dem Parlament des sgv, vertreten. Frauen nehmen auch als Unternehmerinnen und Mandatsträgerinnen Einsitz in die Gewerbekammer und in den Vorstand des sgv. So lenken sie die Politik und die Geschicke des sgv mit – dies alles ohne Streikdruck von der Strasse.

    Gemeinsam für die KMU einstehen
    «Anerkennen steht für die Anerkennung der Leistungen, die diese Frauen Tag für Tag im Betrieb erbringen. Dieser Einsatz wird zum Teil bis heute noch völlig verkannt.», sagt Davatz. «Mit integrieren war unsere Absicht, das Frauennetzwerk in die bereits vorhandenen Verbandsstrukturen sowohl bei den Berufsverbänden, bei den kantonalen Gewerbeverbänden, als auch beim sgv selbst zu integrieren», so Davatz. In den KMU arbeitet man in der Regel gemeinsam und so funktioniert auch das Netzwerk der KMU Frauen Schweiz. Die Idee hinter dem dritten Stichwort «vernetzen» ist, die Schwäche vieler Frauen auszumerzen, nämlich, dass sie sich zu wenig vernetzen und Hemmungen haben, von den gegenseitigen Erfahrungen zu profitieren. Heute hat es in sämtlichen Kantonen unterschiedlich organisierte KMU-Frauengruppen, die sich regelmässig treffen und austauschen.

    Immer mehr Frauen absolvieren höhere Berufsbildung
    Was lange Jahre fehlte, war die berufliche Anerkennung der Leistungen dieser KMU Frauen. So wurde vor rund zehn Jahren zusammen mit dem Schweizerischen Institut für Unternehmerschulung SIU, der eidgenössische Fachausweis für Unternehmensführung KMU mit Spezialisierung auf Familien KMU entwickelt. Damit können die Frauen ohne Schulbesuch, aber mit einem Gleichwertigkeitsdossier, an die eidgenössische Berufsprüfung gehen. Dieses Gleichwertigkeitsverfahren war übrigens das erste auf der Tertiärstufe in der höheren Berufsbildung. Für diesen innovativen Weg wurden die KMU Frauen Schweiz von der europäischen Kommission mit einem Preis ausgezeichnet. Im Ganzen haben seit der ersten Vergabe im Jahr 2014 rund 90 Frauen diesen eidgenössischen Fachausweis «Fachfrau Unternehmensführung KMU» erlangt. «Unsere Studie zeigt, dass die Frauen über immer mehr Abschlüsse in der höheren Berufsbildung verfügen», freut sich Davatz.

    CR

    www.kmufrauenschweiz.ch

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