Leidenschaft für spezielle Gefährte

    Die Lüscher Landtechnik AG in Schöftland wird in der dritten Generation von einer Frau geführt. Jeannine Fritschi-Lüscher kennt sich bestens mit den schweren Geräten aus. Die neue Firmenchefin setzt auf traditionelle Werte und neue Impulse und will das Unternehmen mit Qualität, Innovation und enger Kundenbindung in die Zukunft führen.

    (Bilder: CR) Hat nun das Steuer fest in der Hand: Jeannine Fritschi-Lüscher hat im Januar 2019 die Lüscher Landtechnik AG in Schöftland von ihrem Vater Jean-Pierre übernommen.

    Berührungsängste zu Bau- und Landmaschinen hat Jeannine-Fritschi-Lüscher nicht. Die junge Frau bewegt sich wie selbstverständlich zwischen den schweren Maschinen der Werkstatt durch: Lindner- und Steyr-Traktoren, Rapid-Mähmaschinen und Stihl-Motorsägen. «Seit Kindsbeinen ist dies ein gewohnter Anblick für mich», erklärt Fritschi. Schon als Schulmädchen war das Geschäft ihres Vaters, die «Lüscher Landtechnik AG» in Schöftland ihr Zuhause, wo sie ihren Vater sogar ab und zu beim Telefondienst unterstützen durfte. Gut 30 Jahre später – seit dem 1. Januar 2019 – ist sie nun die Herrin im Fachgeschäft für jegliche Maschinen rund um Garten, Holz- und Landwirtschaft. «Mein Vater hat mir anfangs Jahr die Geschäftsführung übertragen», freut sich Fritschi. Nach zwei Generationen in Männerhänden geht die Führung der Lüscher Landtechnik AG nun an eine Frau über. Ihr Grossvater Hans Lüscher gründete das Unternehmen 1945. Damals handelte er schon mit Motormähern der Firma Rapid und betrieb daneben noch eine Eisenwarenhandlung. Weitere Meilensteine in der Firmengeschichte sind der Neubau 1976 am jetzigen Standort sowie 2018 der Bau der Rasenroboter Werkstatt und die Eröffnung des in der Deutschschweiz ersten grossen Stihl Shops.

    «Dass ich einmal den Familienbetrieb übernehmen würde, war für mich erst ein Thema, als 2016 die verschiedenen Geschäftsfelder des Betriebs aufgesplittet wurden», sagt Fritschi. «Wir teilten die H. Lüscher Eisenwaren AG in eine Immobilienfirma, den Eisenwarenhandel sowie die Lüscher Landtechnik AG auf. Vorher war das Konstrukt zu schwerfällig. Das hätte ich nur schwer handeln können», so Fritschi. Vor drei Jahren übernahm sie die Buchhaltung der Firma, weil der Vater kürzertreten wollte. «Es kamen immer mehr Aufgaben dazu und ich stieg 2017 ganz ins Geschäft ein», sagt Fritschi. Mit schweren Geräten hat die neue Firmenleiterin praktisch schon ihre ganze Karriere zu tun: Nach ihrer Lehre zur Kauffrau in der Reisebranche arbeitet sie 11 Jahre lang als Direktions-Assistentin bei einem grossen Baumaschinenhändler. Sie hat eine Affinität zur Branche, denn die Leidenschaft der Familie Lüscher für spezielle Gefährte ist von Grossvater Hans und Vater Jean-Pierre auf die dritte Generation übergesprungen. Wie ihr Vater hat Jeannine Fritschi eine Vorliebe für die historischen Gebirgs-Militärfahrzeuge 4×4-Steyr-Puch Haflinger, die ab den 1960er-Jahren die gleichnamige Pferderasse als Alpentransportmittel der Armee ablöste (vgl. Kasten).

    Grosses Potenzial haben die mit Hightech-Programmen ausgerüsteten Rasenroboter.

    Qualität und Nachhaltigkeit
    Ideen, wie sie die Firma mit zehn Mitarbeitenden in die Zukunft führen will, hat Jeannine Fritschi viele. Festhalten will sie an der bewährten Firmenphilosophie, wobei der Kunde sowie die Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen. «Die Erinnerung an schlechte Qualität wärt länger, als die Freude am niedrigen Preis», so lautet das Moto der Lüscher Landtechnik AG. «Wir verkaufen Qualitätsprodukte, die etwas mehr kosten, aber langfristig nachhaltiger sind. Wir verfügen über die jeweiligen Ersatzteile und können die Geräte jederzeit reparieren, während man beispielsweise bei einem Grossverteiler ein billigeres Gerät sofort ersetzt bekommt. Diese defekten Geräte stapeln sich dann im Lagerraum», erklärt Fritschi. «In diesem Sinne möchten wir unsere Kunden dafür sensibilisieren über unsere Wegwerfgesellschaft und deren Folgen nachzudenken.» Ebenso steht im renommierten Schöftler Fachgeschäft stets der Kunde im Mittelpunkt. «Wir wollen ihm mit unseren Produkten seine Arbeitsschritte erleichtern», so Fritschi.

    Der Betrieb ist in fünf Sparten gegliedert: Verkauf, Installation und Service von Rasenroboter sowie von Kleingeräten sowie der Vertrieb von Kommunalfahrzeuge für Gemeinde und Landmaschinen (kleinere Traktoren, Mähmaschinen, etc.). Ebenso ein wichtiges Standbein sind die Haflinger. Eine besondere Dienstleistung, die von den Kunden geschätzt werde und auch Zukunftspotenzial habe, sei die In- House-Werkstatt. «Wir können Service und Reparaturen diverser Marken schnell und fachmännisch durchführen. Dazu bieten wir auch verschiedene Mietgeräte an, da es manchmal wirtschaftlich keinen Sinn macht, sich ein Gerät oder eine Maschine anzuschaffen», sagt Fritschi. Grosses Potenzial hat gemäss Fritschi die Rasenroboter, die hightechmässig ausgerüstet sind. «Die Roboter werden immer moderner und anwendungsfreundlicher. Das neuste 4×4 Modell ist knickgelenkt und kann sogar an Steigungen bis zu 70 Grad mähen. Die Geräte können via App gesteuert werden. Das hat für uns den Vorteil, dass wir so auch «den geschnittenen Rasen» zum jährlichen Pauschalpreis anbieten können», freut sich Fritschi. Dabei können wir die Roboter in den Gärten unserer Kunden via Natel oder Computer überwachen.» Voll im Trend seien auch die Akku-Produkte der Marke Stihl. «Es gibt Angebote für den Privatanwender wie auch für den Profi. Sie sind leiser und auch leichter und daher auch optimal für Frauen», weiss die engagierte Geschäftsfrau.

    Auch online präsent sein
    Die 39-Jährige, die froh ist, dass sie noch auf die grosse Erfahrung und Know-how ihres Vaters zurückgreifen kann, fühlt sich in der männerdominierenden Branche wohl. Bis jetzt hätte sich durchwegs positive Erfahrungen gemacht. «Viele Kunden kennen mich und bei Neuaquirierungen stehen mir alle Türen offen. Allerdings überschätzte ich mich auch nicht und verweise bei technischen Fragen an die entsprechenden Mitarbeiter.» Oberste Priorität neben den Kunden haben denn auch die Mitarbeiter. «Ohne mein motiviertes Team läuft nichts.» Qualitätsarbeit, Termintreue und eine gute Kundenbindung seien Voraussetzungen, um im hart umkämpften Markt bestehen zu können. «Wir müssen immer am Ball bleiben und Marktbedürfnisse im Voraus erkennen», so Fritschi. «Wir werden daher den Fokus noch stärke auf den Bereich Service ausrichten, damit wir die Bedürfnisse unserer Kunden noch schneller nachkommen», so Fritschi.

    Ebenso plant die junge Chefin einen professionellen Online-Shop zu lancieren. Allerdings brauche es da noch etwas «Tüftelarbeit» bis diese Vorhaben realisiert werden könne. Grossen Wert legt Fritschi auch auf jährliche Schulungen und Weiterbildungen ihrer Mitarbeitenden. Zudem liegt ihr der Nachwuchs am Herzen: «Im August fängt bei uns ein Motorgerätemechaniker seine vierjährige Lehre an.» Gut ausgebildete Fachleute seien rar. «Es ist eine grosse Herausforderung. Ich suche beispielsweise einen Landmaschinenmechaniker mit Flair für ältere, mechanische Maschinen, bis jetzt leider vergeblich.» Und wie bringt die Mutter eines fünfjährigen Jungen Job und Familie unter einen Hut? «Das funktioniert gut, ich bin sehr gut organisiert und habe einen starken Rückhalt in der Familie», so Fritschi. «Zudem habe ich grosses Vertrauen in meine Mitarbeitenden und legen Wert auf selbstständiges Arbeiten.»

    Corinne Remund

    www.luescher-landtechnik.ch


    HAFLINGER KOMPTENZZENTRUM

    Ersatzteile europaweit liefern

    Bereits Jean-Pierre Lüscher hat sich auf Verkauf und Service der Haflinger spezialisiert. Auch Tochter Jeannine ist von diesem Virus infiziert. Heute ist die Lüscher Landtechnik schweizweit die einzige Anlaufstelle für Reparaturen des ehemaligen Militärgefährts, das sich zum Kult-Oldtimer gewandelt hat. «Wir sind die einzigen in der Schweiz, die sämtliche Ersatzteile für die Haflinger haben. Wir lassen dieses in der Schweiz produzieren», freut sich die junge Frau. Der Schöftler Betrieb ist dafür weit über die Landesgrenze bekannt und liefert in ganz Europa solche Ersatzteile.

    Während ihr Vater gleich mehrere Haflinger in der Garage stehen hat, begnügt sich Jeannine Fritschi mit einem. Dessen Militär-Grün hat sie mit blauer Farbe überstrichen, die vier Sitze mit beigefarbenem Leder überzogen. «Ich bin mit diesen Fahrzeugen aufgewachsen. Wir verbrachten unsere Sommerferien oft in den Schweizer Bergen – und der Haflinger war immer dabei. Nun bin ich stolz auf meinen Eigenen», so Fritschi. Vater und Tochter haben auch Ende Juni das Haflinger- Treffen in Holziken organisiert, das alle fünf Jahre stattfindet.

    CR

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