Alle 15 Sekunden wird irgendwo auf der Welt bei einer Frau Brustkrebs diagnostiziert. Dr. med. Marina Barandun hat sich als Fachärztin für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie auf Brustrekonstruktionen spezialisiert. Auf ihre Initiative wird nach Basel und Zürich der sogenannte Breast Reconstruction Awareness Day am Donnerstag, 24. Oktober in der Hirslanden Klink in Aarau durchgeführt. Besonders am Herzen liegt der engagierten Ärztin, dass dabei betroffene Frauen in einer entspannten Atmosphäre unter ihresgleichen ihre Erfahrungen austauschen, Kontakte knüpfen, sich gegenseitig Mut machen und die Resultate der Operation sehen können.
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. In der Schweiz erkranken daran jährlich etwa 6000 Frauen. Selten können auch Männer davon betroffen sein. Gemäss Dr. med. Marina Barandun, Fachärztin für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, hat sich die Zahl der Erkrankten in den letzten 15 Jahren stabilisiert. «Die Sterblichkeit ist zurückgegangen.» Dies führt Barandun auf eine bessere und interdisziplinäre Behandlung zurück. «Die Früherkennung hat sich stark verbessert und die Frauen sind zum Teil besser informiert. Zudem können durch Screening-Programme teilweise auch kleine noch nicht spür- und tastbare Tumore früh erkannt werden», stellt die Fachspezialistin fest. Marina Barandun führt seit zwei Jahren ihre eigene Praxis, integriert in der Praxisgemeinschaft BelCare an der Bahnhofstrasse in Aarau. Nach Abschluss ihres Medizinstudiums hat sie sich auf Plastische Chirurgie spezialisiert. Im Team mit Dr. med. Ilario Fulco und Dr. med. Philipp Neff führt sie am Brust Zentrum der Hirslanden Klink Aarau Brustrekonstruktionen durch. «Bereits während meines Studiums faszinierte mich die Vielseitigkeit der Plastischen Chirurgie. Es reicht von der ästhetischen Chirurgie bis zu hoch komplexen Rekonstruktionen. So können nach schweren Unfällen oder Tumorerkrankungen Funktion und Lebensqualität erhalten oder wiederhergestellt werden.»
Erfolgreiche Behandlung im zertifizierten Brust Zentrum
Gemäss Barandun kann Frau Brustkrebs nicht wirklich vorbeugen. «Generell ist eine gesunde Lebensweise natürlich empfohlen. Wichtig ist aber auch, dass jede Frau selber regelmässig die Brust abtastet, denn dank einer Früherkennung besteht eine gute Heilungschance.» Allerdings komme es immer auch auf den Tumortyp an. «Eine Behandlung nach den neusten Standards wird in zertifizierten Brustzentren angeboten. Dort können alle benötigten Spezialisten zugezogen und alle Therapiemöglichkeiten angeboten werden, damit die Patientinnen die auf sie abgestimmte bestmögliche Behandlung bekommt», betont Barandun.
Implantate oder Aufbau mit Eigengewebe
Dank Früherkennung, effizienten Behandlungsmethoden und moderne Operationstechniken kann heute vielen Frauen eine brusterhaltende Operation angeboten werden. In gewissen Fällen ist aber auch heute noch eine Entfernung der Brust nötig. Internationale Zahlen zeigen, dass nach einer Brustentfernung nur 10 bis 20 Prozent der betroffenen Frauen eine Brustrekonstruktion erhalten. Doch wann ist eine Brustrekonstruktion sinnvoll? «Dies ist sehr individuell. Bei einer prophylaktischen Brustentfernung aufgrund eines genetischen Risikos aber auch bei einer Brustentfernung bei bereits bestehendem Brustkrebs kann heutzutage oft in der gleichen Operation der Wiederaufbau erfolgen. Es gibt aber auch Situationen, wo die Brustrekonstruktion erst in einem zweiten Schritt erfolgt. Dies ist auch Jahre später noch möglich», erklärt Barandun.
Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Brustaufbau: mit eigenem Gewebe oder mit einem Implantat. «Hier kommt es stark auf die körperlichen Voraussetzungen an. Zudem ist nach einer Bestrahlung ein Brustaufbau mit einem Implantat nicht empfehlenswert», so Barandun. Implantate sind Fremdkörper, die man teilweise spürt. «Bei Implantaten ist das Infektionsrisiko höher. Bei 25 bis 30 Prozent der Patientinnen entsteht zudem eine sogenannte Kapselfibrose, was eine weitere Operation zur Folge hat», so Barandun. «Der Brustaufbau mit dem eigenen Gewebe ist zwar aufwändiger, doch im Langzeitverlauf gibt es weniger Komplikationen.»
BRA Day zum ersten Mal in Aarau
«Es gibt auch immer wieder Frauen, die auf eine Brustrekonstruktion verzichten, da sie es einfach nicht möchten, Angst vor einer erneuten Operation haben oder zu wenig gut informiert sind», sagt Barandun. Bei Letzterem möchte die Belegärztin der Hirslanden Klink Aarau mit dem Breast Reconstruction Awareness Day – kurz BRA Day genannt – die Frauen besser über Brustrekonstruktionen aufklären und für dieses schwierige Thema sensibilisieren. «Ich habe den BRA Day während meinem Fellowship für rekonstruktive Mikrochirurgie und Brustrekonstruktion am Toronto General Hospital in Kanada kennengelernt. 2015 haben wir den Anlass erstmals in Basel durchgeführt. Dort hat er sich sehr bewährt und er wird am 16. Oktober bereits zum fünften Mal durchgeführt. Es freut mich sehr, dass wir am 24. Oktober auch in Aarau damit Premiere feiern können.» Dann wird unter anderem Dr. med. Marina Barandun ein Referat zur individuellen Brustrekonstruktion halten und im Detail über die verschiedenen Möglichkeiten informieren.
Fühlen und spüren am BRA Day
Der BRA Day beleuchtet das Thema Brustkrebs aus einer etwas anderen, eher ungewohnten Perspektive. «Die Betroffenen können sich einerseits untereinander und andererseits mit Ärzten, Implantatherstellern, einer Brustwarzenpigmentiererin etc. austauschen. Viele Spezialisten sind vor Ort und die Frauen werden umfassend über Brustrekonstruktionen informiert», betont Barandun. Mit der «Show & Tell»-Lounge», die nur für Frauen zugänglich ist, wird das Thema aus einer feinfühligen, emotionalen und empathischen Sichtweise angegangen. «Die Frauen können sich bei Betroffenen aus erster Hand informieren und selber spüren wie sich eine mit Eigengewebe rekonstruierten Brust oder Implantate anfühlen oder auch wie die Narben aussehen. Eine solcher Art von Information über Brustrekonstruktionen ist einzigartig und soll die Frauen nicht nur besser informieren, sondern ihnen auch die Angst nehmen und ihnen Mut und Vertrauen geben», so Barandun.
www.hirslanden.ch/aarau-events
Corinne Remund
Breast Reconstruction Awareness Day in Aarau
Der sogenannte BRA Day wird auf Initiative von Dr. med. Marina Barandun, Fachärztin für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, am Donnerstag, 24. Oktober zum ersten Mal in Aarau durchgeführt. Brustkrebs ist bekanntlich die häufigste onkologische Erkrankung bei Frauen. Am BRA Day wird der Fokus auf die Betroffenen gerichtet. Sie erhalten die Plattform zum informellen Austausch untereinander, aber auch mit Spezialistinnen und Spezialisten.
Programm:
Ab 17 Uhr: Informeller Austausch mit Apéro für Betroffene, Angehörige und Interessierten.
Ab 17 Uhr: «Look good feel better» – was beinhaltet dies Beauty-Workshops für Krebsbetroffene?
17.45 Uhr: Referat von Dr. med. Marina Barandun, Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie zur individuellen Brustrekonstruktion: Wer, wann, was? Moderne Konzepte zur Wiederherstellung der weiblichen Brust nach Brustkrebs.
18.05 Uhr: Erfahrungsbericht einer Patienten. Meine Brustrekonstruktion
Ab 18.20 Uhr: «Show &Tell»-Lounge – nur für Frauen. Dabei haben die Frauen die Möglichkeit, sich mit Pateinten direkt auszutauschen und deren Erfahrungen zu hören und Resultate zu sehen.
Der BRA Day findet am Donnerstag, 24. Oktober im Auditorium Badergässli, Asylstrasse 15 in Aarau statt.
Pink-Light-Solidaritätsmarsch
Im Anschluss sind alle Teilnehmenden eingeladen, am Pink-Light-Solidaritätsmarsch der Krebsliga Aarau teilzunehmen. Der Umzug startet um 19.30 Uhr vor der Hirslanden Klink Aarau. Nach dem Umzug wird vor der Klink ein kleiner herbstlicher Apéro offeriert. Lampions können im Vorfeld in der Klink oder vor dem Umzug gekauft werden.
Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos.
Anmeldung: Tel. 062 836 70 19, E-Mail: klinik-aarau@hirslanden.ch oder www.hirslanden.ch/aarau-events
ZUR PERSON
Marina Barandun ist im bündnerischen Thusis geboren. Sie absolvierte nach dem Medizinstudium an der Universität Zürich einen Forschungsaufenthalt an der University of Calgary in Kanada. Nach der chirurgischen Grundbildung erfolgte ihre anschliessende Facharztausbildung in Plastischer, Rekonstruktiver und Ästhetischer Chirurgie, vorwiegend am Universitätsspital Basel. Dort war sie nach ihrer Ausbildung langjährig als Oberärztin tätig, unter anderem als Mitglied in den interdisziplinären Tumorzentren. 2014 spezialisierte sie sich am renommierten Toronto General Hospital in Kanada auf dem Gebiet der rekonstruktiven Mikrochirurgie und der Brustrekonstruktion. Nebst Mitgliedschaften in mehreren nationalen und internationalen Fachgesellschaften ist sie zudem aktives Mitglied bei «Reconstructing Women International» eine humanitäre Organisation von Plastischen Chirurginnen, die Frauen und Mädchen in Ländern der Dritten Welt behandelt. 2017 eröffnete sie ihre Praxis in Aarau, im selben Jahr wurde sie Belegärztin an der Hirslanden Klink Aarau. Sie lebt mit ihrer Familie in Aarau.