Pilotprojekt «Do Tank Aargau»

    «Do Tank Aargau»: drei Wörter, drei Jahre Probephase, drei Projektpartner und grosse Ambitionen. Am 1. Oktober ist es soweit: Das Pilotprojekt «Do Tank Aargau» startet in die Testphase. Zusammen stärken der Kanton Aargau, die Stadt Baden und das Kantonsspital Baden (KSB) mithilfe des gemeinsamen Projektes die c. Thomas Lütolf, Leiter der Kontaktstelle Wirtschaft der Stadt Baden, äussert sich im Interview nun über das neue partnerschaftliche Pilotprojekt.

    (Bild: KSB) Das Kantonsspital Baden wird ab 1. Oktober zur Schnittstelle zwischen Spital und entwickelnder Wirtschaft.

    Ganz einfach erklärt, was sind die Aufgaben, die im Rahmen des Projektes «Do Tank Aargau», bewältigt werden müssen?
    Thomas Lütolf: Mit dem Pilotprojekt «Do Tank Aargau» wird die Medtech-Szene, darunter versteht man den Forschungs- und Industriezweig für moderne technische Medizingeräte, in der Region aktiv verknüpft. So können dann vorhandene Kompetenzen konkurrenzfähig weiterentwickelt werden. In den Internet-basierten Geschäftsnetzwerken wird die Nutzung möglicher Vorteile geografischer Nähe immer weniger erkennbar. Aus den Gesprächen in der Analysephase stellten wir jedoch fest, dass die Unternehmen das Potenzial erkennen, mit so einem Gefäss die Innovationsgeschwindigkeit im Aargau steigern zu können. So möchte man zusammen neue Impulse im Start-up Bereich sammeln, um die vorhandenen Kompetenzen in der Region Baden zu bündeln und zielgerichtete Angebote zu entwickeln.

    Wofür steht der Name des Projektes, «Do Tank Aargau»?
    Es geht um Taten. An der Schnittstelle zwischen Spital und entwickelnder Wirtschaft wird klinische Spitzenforschung direkt für operative Aufgabenstellungen der Medtech-Firmen zugänglich.

    In Kooperation mit dem Health Innovation Hub, übersetzt «Zentrum für neuartige Lösungen im Gesundheitswesen», des KSB will man mit «Do Tank Aargau» massgebende Lücken für die Etablierung einer starken Start-up- bzw. Produktentwicklungsszene schliessen. Was verstehen Sie konkret darunter?
    Es liegt in der Natur der Sache: Jungunternehmen und Start-ups sind besonders innovativ, haben jedoch weniger finanzielle Substanz und ein kleineres Kontaktnetz. Sie brauchen Zugang zur interessierten Wirtschaft. Das geschieht nicht einfach mit der Bereitstellung von Gewerberäumen. Was etwa in Zürich und Lausanne längst selbstverständlich ist, muss hier noch aufgebaut werden: ein passendes Arbeitsumfeld, das diverse Kontakte zwischen Start-ups und interessierter Wirtschaft fördert. Das bildet wertvolles Vertrauen in einen Wirtschaftsraum. Der Health Innovation Hub vom KSB ist der ideale Ort dafür.

    Weshalb ist die Region Baden/Aargau so attraktiv für das Projekt?
    Neben der idealen Verkehrsschliessung in der Schweiz bietet dieser Wirtschaftsraum dank der vielen internationalen Unternehmen und der Exzellenz im Ingenieurwesen bzw. Prototyping ideale Voraussetzungen für den «Do Tank Aargau». Ansässige Medtech-Unternehmen bestätigen dies. Baden-Dättwil ist wegen der unmittelbaren Nähe zum KSB (neu mit ETH-Professuren) und zum ABB-Konzernforschungszentrum besonders geeignet.

    (Bild: zVg) Thomas Lütolf: « ‹Do Tank Aargau› muss sich überregional als echte Macher-Plattform für Innovationskraft im Bereich Medtech und Health bekannt machen. Bis dorthin gibt es viel zu lernen und noch viel mehr zu tun.»

    In der Region Baden gibt es im Bereich der Medizin-Healthtech bereits 3000 Arbeitsplätze. Dies wollen Sie nun ausbauen, obwohl heute bereits ein starker Fachkräftemangel herrscht. Wie schätzen Sie die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf das Projekt ein?
    Aus der über 130-jährigen Entwicklung hat sich unser Wirtschaftsstandort die international anerkannte Kompetenz im Bereich Engineering und Prototyping erkämpft. Für kleinere Regionen untypisch, meines Erachtens hier jedoch vorliegend angebracht, darf man in Baden von einem Cluster, einer Ansammlung von Wissen aus Unternehmen, Forschung und Bildung in verwandten Wertschöpfungsketten, sprechen. Dieses Cluster zieht Menschen mit der Berufsgattung in diesen Bereichen an. Unternehmen finden darum hier eher solche Fachkräfte als andernorts. Wir dürfen deshalb annehmen, dass der «Do Tank Aargau» weitere Fachkräfte in die Region bringen kann und vielleicht sogar bei den jungen Menschen in der Region Anreize schafft, eine Ausbildung in dieser Branche zu beginnen.

    Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen Kanton Aargau, Stadt Baden, dem Kantonsspital Baden, und indirekt auch mit der am KSB stationierten ETH Zürich. Was sind die Herausforderungen bei einer Zusammenarbeit mit so vielen Parteien?
    Ich bin der Überzeugung, dass Kooperationen kaum Nachteile haben. Sie werden mit der zunehmenden Komplexität der Aufgabenstellungen sogar immer wichtiger. Die stets vorausschauende Involvierung aller Partner sieht meist nur auf den ersten Blick aufwändiger aus. Auf der langen Zeitachse stellt sie sich meistens als Gewinn heraus, bzgl. Qualität und Wettbewerbsfähigkeit. Die zentrale und frühe Herausforderung ist meines Erachtens, eine solide und konkrete gemeinsame Zielsetzung zu finden. Ich habe ein gutes Gefühl, dass das hier gelungen ist.

    Das Pilotprojekt wird drei Jahre dauern. Welche Ziele wollen Sie erreichen, damit es nach den drei Jahren weitergeführt wird?
    Die Verstetigung soll in drei Jahren so weit vorangeschritten sein, dass sich eine finanzielle Unterstützung seitens Partner erübrigt und die weitere Zusammenarbeit in den bestehenden Gefässen fortgeführt werden kann. Hierzu muss sich der «Do Tank Aargau» überregional als echte Macher-Plattform für Innovationskraft im Bereich Medtech und Health bekannt machen. Bis dorthin gibt es viel zu lernen und noch viel mehr zu tun.

    Lilly Rüdel

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