Tesla – Vorreiter der elektrischen Automobilindustrie

    Von Eric G. Sarasin

    Bis vor wenigen Jahren war Tesla nahezu unbekannt und diejenigen, die von diesem Unternehmen gehört hatten glaubten, dass es bald wieder verschwinden würde. Doch diese Zweifler wurden eines besseren belehrt. Tesla wurde im Juli 2003 von Martin Eberhard und Marc Tarpenning gegründet, die nach fünf Jahren aus dem Unternehmen ausschieden. Dann wurde von Risikokapital-Investoren die heutige Leuchtfigur Elon Musk als Aufsichtsratsvorsitzender eingesetzt. Was viele nicht wissen: Tesla produziert nicht nur Elektroautos, sondern  auch Stromspeicher- und , die es gleich auch selbst vetreibt. Als Ziel des Unternehmens wird «die Beschleunigung des Übergangs zu nachhaltiger Energie» genannt. Der Firmenname ist an den Physiker und Erfinder Nikola Tesla angelehnt. Das Firmenlogo von Tesla, ein T-förmiger Ausschnitt eines Querschnitts durch den Anker und den Stator mit Luftspalt eines Elektromotors, wie ihn Tesla selber entworfen hatte.

    Wie ist es heute um Tesla bestellt und wieviel ist das Unternehmen wirklich Wert? Die Antwort auf diese Frage hat viele Facetten. Es  gibt Personen, die Musk einen Betrüger nennen, aber auch solche, die ihn als brillianten Visionär sehen. Unbestritten ist Tesla der Vorreiter im elektrischen Fahren, und darum hat Tesla auch viele Gegner, allen voran die Automobilbranche selber. Langsam aber sicher ist in den letzten Jahren auch die Konkurrenz erwacht. Die grossen Player wie VW, Toyota, Ford, etc. investieren Milliarden, damit ihre Fahrzeuge auch elektrisch oder als Hybrid auf den Markt kommen, der zunehmend nach umweltverträglicheren und nachhaltigeren Fahrzeugen verlangt. Gemäss Experten ist die Tesla-Technologie jedoch noch immer rund fünf Jahre der Konkurrenz voraus.

    Tesla Aktien volatil, dennoch zukunftsversprechend
    Trotz aller Unkenrufe hat sich der Aktienpreis von Tesla in den letzten zwei Monaten mehr als verdoppelt, was die Zweifler sprachlos liess. Die Marktkapitalisierung hat Tesla eine Bewertung von über US$ 100 Milliarden beschert, mehr als die kombinierte Marktkapitalisierung von General Motors und Ford, und auch mehr als Volkswagen, dem grössten Autoproduzenten in Sachen Volumen. Sogar einen neuen grossen Fan hat Elon Musk gewonnen: Donald Trump, der US-Präsident, hat ihn zum Genie gekürt und ihn sogar mit Thomas Edison verglichen. Vielleicht ist das übertrieben, aber man muss Musk zugutehalten, dass er es trotz grosser Eintrittsbarrieren in die Autobranche geschafft hat, diese Industrie stark aufzumischen und eine Trendwende – nicht zuletzt dank des Klimawandels – einzuleiten. Natürlich kann man sich fragen, wie nachhaltig die Bewertung von Tesla wirklich ist, denn obwohl die Firma im vierten Quartal 2019 «cash positive» war, das heisst Gewinne geschrieben hat, sind die aufgelaufenen Verlust und der Schuldenberg enorm. Wenn man bedenkt, dass Tesla im letzten Jahr 367’500 Autos produziert hat und VW im Vergleich dazu ganze elf Millionen, scheint die Bewertung doch eher absurd. Man sollte jedoch auch erwähnen, dass Elon Musk sein eigenes Vermögen in die Firma investiert hat und es ihm immer wieder gelungen ist, neue Investoren für seine Visionen zu gewinnen. Die hohe Bewertung basiert auch auf der Grundlage der erreichten Ziele. Das heisst, dass verschiedene Meilensteine erreicht wurden: die Auslieferung von 301’000 Stück des Models 3 (kleinstes Modell) in 2019 (2018 waren es noch 146’000), es wurde eine neue Produktionsstätte in China eröffnet, eine weitere ist in Deutschland in Planung und so weiter. Das Unternehmen entwickelt sich in die richtige Richtung und die Aussichten – trotz eines volatilen Aktienpreises – sind sehr gut. Wie  bereits erwähnt, ist das Unternehmen der Konkurrenz weit voraus und gerade VW, welches in den nächsten fünf Jahren zehn Milliarde Euro in die Entwicklung eines ebenbürtigen Elektroautos investieren will, muss massiv umdenken, um mit Tesla mithalten zu können.

    Den Tesla-Zweiflern muss man insofern Recht geben, dass die Batterien und deren Entsorgung noch Entwicklungspotenzial haben. Die sogenannte Ökobilanz der Batterien ist bisher ungenügend, soll aber in Zukunft besser werden. Doch schon heute gilt: Wird das E-Auto ausserdem mit sauberem Ökostrom geladen, dann fällt die Umweltbilanz des Elektroautos deutlich besser aus als jene von «Verbrennern».

    Selbstverständlich bringe ich als  begeisterter Tesla-Fahrer und Fan auch Vorbehalte oder Zweifel an der weiteren Entwicklung des Unternehmens an. Aus der Geschichte kennen wir mehrere Beispiele von dominanten Gründern und deren Unternehmen, die sich überschätzt haben und dann scheiterten. Aber es gibt auch positive Beispiele von Unternehmen, welche auch ohne ihre Gründer weiter exisitieren, wie zum Beispiel Apple Inc. und dessen Gründer Steven Jobs.

    Elon Musk’s Ehrgeiz kennt keine Grenzen. Er will nicht nur elektrische Autos produzieren, sondern auch die Solarenergie revolutionieren, ein Auto-Tunnelsystem schaffen, das künftig den Verkehr unter- und innerhalb von Grossstädten bewältigen soll, er ist aktiv in der Erkundung und Kommerzialisierung des Weltraums und will eine Kolonie auf dem Mars schaffen! Es ist gut, dass es Visionäre gibt, doch im Vordergrund sollte das Ziel stehen, Tesla als ein nachhaltiges und profitables Unternehmen zu positionieren. Erst dann wird man von einem anhaltenden Vermächtnis von Elon Musk sprechen können.

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