Schlechtes Deutsch – schlechte Leistung


    Kolumne


    (Bild: © Ehrbar Photography) Dr. Adrian Schoop ist Unternehmer und FDP-Grossrat.

    In Klassen mit vielen fremdsprachigen Kindern sinkt die Leistung aller Schülerinnen und Schüler. In einigen Gemeinden gibt es viele solcher Klassen. Dagegen müssen wir dringend etwas tun.

    «Gömmer Migros?» Dieser Ausspruch gehört in einigen Gruppen schon fest zum Repertoire und sorgt gelegentlich zum Lachen. Doch zu lachen gibt es in diesem Zusammenhang gar nichts, wird doch ein Problem aufgedeckt, dem wir uns nicht länger verschliessen dürfen. Deutsch ist zentral, wenn man sich in unserer Gesellschaft bewegt, mit anderen in Kontakt treten will – und Deutsch ist zentral für eine gute Ausbildung. Im Aargau sind 36,8 Prozent der Schülerinnen und Schüler fremdsprachig; das bedeutet, dass Deutsch nicht die Sprache ist, die sie am besten beherrschen.

    Schaut man genauer hin, so stellt man fest, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen enorm sind. Eine Statistik des Kantons Aargau aus dem Jahr 2021 zeigt Werte zwischen 0 und 85 Prozent. Spitzenreiterin ist die Gemeinde Spreitenbach: 85 Prozent der Kinder sind dort fremdsprachig. In einer Klasse mit 24 Schülerinnen und Schüler sitzen also im Durchschnitt gerade einmal drei bis vier Kinder mit Deutsch als Muttersprache; und auch in anderen Gemeinden sind die Werte hoch: Neuenhof 78 Prozent, Böttstein 74 Prozent, Aarburg und Wohlen 68 Prozent.

    Verheerende Auswirkungen
    Aber warum ist das überhaupt ein Problem? Die Wissenschaft zeigt es auf: Die negativen Auswirkungen auf die schulischen Leistungen sind verheerend. Schon in einer Klasse mit einem Fremdsprachenanteil von 30 bis 40 Prozent – also zum Beispiel in Möhlin (32 Prozent), Zofingen (35 Prozent) und Oberrohrdorf (33 Prozent) – zeigt sich ein signifikanter Leistungsabfall bei Schülerinnen und Schülern. Dabei leiden insbesondere diejenigen, die fremdsprachig sind; gerade diejenigen also, bei denen es besonders wichtig wäre, dass sie gute schulische Leistungen bringen, um sich in die Arbeitswelt und damit auch in unsere Gesellschaft richtig zu integrieren. Und: Spätestens bei einem Wert von 50 Prozent zeigt auch die Leistungskurve von deutschsprachigen Schülerinnen und Schülern nach unten.

    Die Situation ist bedenklich. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Der Regierungsrat scheint dies nicht so zu sehen. Er schreibt in der Antwort eine Interpellation bezüglich der schädlichen Auswirkungen des unkontrollierten Bevölkerungswachstums in der Schweiz und im Kanton Aargau: «Gegeben der Fall, dass die ausländische Schulpopulation zunehmend aus dem deutschsprachigen Ausland stammt, dürfte dieser negative Kompositionseffekt jedoch nicht eintreten.» Die Fakten zeigen: Nur der geringste Teil der fremdsprachigen Schülerinnen und Schüler stammt aus dem deutschsprachigen Ausland. Die Aussage des Regierungsrats kann nur als Beruhigungsversuch verstanden werden, der bei mir für Kopfschütteln sorgt.

    Es braucht Lösungen
    Das Zentrum für Demokratie fordert eine Änderung der Einzugsgebiete der Schulen, um die Situation zu entschärfen. Das ist unrealistisch. Gerade in der Primarschule ist die Länge bzw. Kürze des Schulwegs ein wichtiges Kriterium für die Einteilung. Es wird kaum möglich sein, Schülerinnen und Schüler der besseren Durchmischung wegen von einer Gemeinde in die andere zu karren. Es müssen neue Ideen und Konzepte her.

    Daher habe ich ein Postulat eingereicht, das der Grosse Rat am 9. Januar einstimmig überwiesen hat. Der Regierungsrat soll Massnahmen prüfen, die den Leistungsabfall von Schülerinnen und Schülern an Schulen mit einem Anteil an fremdsprachigen Kindern von über 50 Prozent effektiv hemmen und langfristig aufzeigen, wie er dem Problem des steigenden Fremdsprachenanteils – ohne eine Anpassung der Einzugsgebiete der Schulen – begegnen will. Denn eines können wir uns nicht leisten: eine Generation von Schülerinnen und Schülern, die unsere Sprache nicht beherrscht und die Leistungen in der Schule nicht bringt. Ohne einschneidende Massnahmen stellt die aktuelle Situation eine ernstzunehmende Bedrohung für die Chancengleichheit und die Qualität unserer Bildung dar.

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